Lipödem und die Familie

Das Lipödem ist vermutlich genetischer Ursache und betrifft fast ausschließlich Frauen. In Zeiten einer Hormonumstellung (z.B. in der Pubertät, durch Schwangerschaften oder in den Wechseljahren) kann es zu einem Lipödem-Schub kommen.

Retrospektiv kann manchmal von den Patientinnen vermutet werden, dass bereits die Mutter, Großmuter oder die Tante eine Lipödem-Erkrankung hatten. Häufig erzählen die Patientinnen, dass es auch in der Familie väterlicherseits Damen mit „dicken Beinen“ gab.

Unterstützung durch die Familie und den Partner

Es ist nicht selten, dass eigene Familienmitglieder denken, die Lipödem Patientinnen könnten sich beim Essen einfach nicht zügeln. So etwas verletzt die Damen zusätzlich zu Diskriminierungen aus dem Umfeld. Wichtig ist, dass in der Familie kommuniziert wird, dass etwas mit den Beinen nicht stimmt und dass ein Arzt aufgesucht werden sollte. Das ist schon einmal sehr hilfreich für den Beginn der Diagnosestellung.

Es ist nicht einfach für die Damen einen erfahrenen Arzt zu finden, der sich mit Lipödem auskennt. Wichtig ist es zunächst einen Phlebologen oder Lipödem-Chirurgen aufzusuchen um die Diagnose zu bestätigen oder auszuschließen.

Es ist äußerst wichtig, dass die Lipödem-Patientinnen von der Familie unterstützt werden!

Partnerschaft und Ehe

Durch die Druckschmerzen unter denen die Patientinnen leiden, kann es zu Missverständnissen in der Partnerschaft bzw. Ehe kommen. Auf der einen Seite steht die Patientin, die sehr unter den Druckschmerzen leidet und auf der anderen Seite der Partner, der seine Frau gerne berühren oder umarmen möchte. Für ganz wichtig halte ich es, dass die Regionen, die schmerzempfindlich sind mit dem Partner besprochen werden. Es muss dem Partner erläutert werden, dass z.B. die Arme oder Beine sehr druckempfindlich sind. Sicherlich finden sich Stellen am Körper, an denen der Partner seine liebste Lipödem-Dame berühren kann. Sonst kann es zu Missdeutungen kommen, der Ehepartner denkt vielleicht: "Ich möchte sie berühren und sie weicht mir aus".

Ich empfinde es als sehr wichtig dies anzusprechen, da leider nicht wenige Ehen und Partnerschaften aufgrund solcher Missverständnisse auseinander gegangen sind.

Lipödem und Kleinkinder

Wenn es während einer Schwangerschaft zu einem Lipödem-Schub gekommen ist, geschieht es nicht selten, dass die Patientinnen ihr eigenes Kind nicht lange schmerzfrei auf ihrem Schoss halten können.

Die vom Lipödem betroffenen Mütter leiden doppelt. Einmal von den Druckschmerzen, die durch das Kind beim Sitzen auf dem Mutterschoß verursacht werden. Zum anderen leiden die Damen auch psychisch, denn der Inbegriff der Geborgenheit eines Kindes ist eben der Mutterschoß! Es verursacht also ein zusätzliches Leiden, wenn die jungen Mütter das subjektive Gefühl haben dem Kind nicht genügend Geborgenheit zu geben.

Nicht selten kommen dann leider noch diskriminierende Sätze von der Umwelt dazu wie „Du hast dich aber gehen lassen in der Schwangerschaft!“ oder „Konntest wohl deinen Appetit nicht zügeln"“ und ähnliches.

Häufig befinden sich die Damen dann in einem emotionalen Tief. Hier sind die Familie und Freunde gefragt.

Bei starker seelischer Belastung empfehle ich das Aufsuchen eines Arztes, der auch bei seelischen Schmerzen helfen kann (z.B. Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder Facharzt für Psychiatrie).

Denken Sie vor der Familienplanung über eine Operation des Lipödems nach

Ich kann nur empfehlen, dass die Lipödem-Erkrankung so früh wie möglich erkannt wird. Die Patientinnen sollten im Detail aufgeklärt werden. Auch mit der konservative Therapie sollte frühestmöglich begonnen werden.

Wenn die konservative Therapie die Erkrankung nicht in Zaum halten kann oder das Lipödem und dadurch bedingte Beschwerden zunehmen, dann empfehle ich eine Vorstellung bei einem auf Lipödem spezialisierten Chirurgen.

Aufgrund der oben genannten Erfahrungen sollte das Lipödem vor der Familienplanung operiert werden.