Lipödem Ernährung
Kommt es bei Patientinnen z.B. durch Hormonumstellungen zu einem Lipödem-Schub, versuchen sie oft durch die Umstellung der Ernährung und Diäten ihr Gewicht zu reduzieren, um so dem Lipödem entgegen zu wirken.
Leider ist das Lipödem resistent gegen Diäten. Da die Erkrankung aber häufig mit Übergewicht einhergeht, ist es wichtig dieses mit einer geeigneten Ernährung zu verringern.
Überblick
Was Sie vor Ihrer Ernährungsumstellung wissen sollten
Die Ernährungsumstellung
Lipödem in der Pubertät
In der Pubertät zeigt sich sehr häufig der Beginn der Lipödem-Erkrankung. Sie wird leider selten zu diesem Zeitpunkt erkannt.
Trotz schmalem Oberkörper zeigt sich bei den heranwachsenden jungen Frauen eine Zunahme des Beinumfanges. Da die Frauen häufig zu diesem Zeitpunkt auch die Verhütung mit der Pille beginnen, wird oftmals die Zunahme des Körperfettanteils als Nebenwirkung der Antibaby-Pille begründet.
Lipödem oder Adipositas?
Während bei einer Adipositas Erkrankung die Fettzellen am ganzen Körper zunehmen, sind bei der Lipödemerkrankung nur bestimmte Körperstellen von der Fettverteilungsstörung betroffen. Zudem äußert sich die Lipödemerkrankung durch Schmerzen und andere Begleitsymptome.
Bedauerlicherweise werden Patientinnen, die zu dem Lipödem auch eine Adipositas haben stigmatisiert, nicht selten auch diskriminiert.
Denn es handelt sich um eine chronische Erkrankung, bei der mit den Jahren das Lipödem Fettgewebe mehr wird. Mit den Jahren wird es den Patientinnen immer beschwerlicher, sich zu bewegen. Mit zunehmenden Schmerzen wird auch die Mobilität schlechter und dadurch kann wiederum die Adipositas voranschreiten.
Warum die Wahl des richtigen Arztes entscheidend ist
Nicht selten sehen wir in unserer Praxis Patientinnen, die in jungen Jahren einen schlanken Oberkörper mit etwas kräftigen Beinen haben. Mit zunehmendem Voranschreiten der Lipödemerkrankung werden die Beine noch kräftiger und schmerzhafter, was es den Lipödem Patientinnen unmöglich macht, regelmäßig Sport zu betreiben.
Dies wiederum kann bei zusätzlicher unausgewogener Ernährung zu einer Adipositas führen wie bei jedem anderen Menschen auch.
Leider wird von dem Umfeld nur die Adipositas wahrgenommen und die Lipödem-Erkrankung wird nur mit der Adipositas assoziiert. Nicht selten ist die Antwort der Ärzte leider: „Essen Sie weniger, machen Sie mehr Sport.“ Dies ist nach heutigen Kenntnissen nicht mehr zu akzeptieren.
Manche unserer Patientinnen haben einen sehr massiven Befund, sodass wir nicht selten 30, 40, manchmal auch 50 Liter Lipödem Fettgewebe alleine von den Beinen absaugen. Aus diesem Grund ist eine korrekte Diagnose des Lipödems sehr wichtig, um die Erkrankung passend behandeln zu können.
Was sind die ersten Schritte für Lipödem-Patientinnen?
Die Erkrankung sollte durch einen Phlebologen, Angiologen oder Lymphologen und einen Lipödem-Chirurgen diagnostiziert werden. Es sollte zunächst konservativ mit Kompressionswäsche (Flachstrick) und manueller Lymphdrainage behandelt werden.
Ganz wichtiges Thema ist, dass die jungen Damen wieder lernen richtig zu essen. Nicht weniger, sondern ausgewogener. Wir wissen, dass das Lipödem gegenüber Diäten resistent ist.
In meiner Praxis stellte sich vor drei Jahren eine Patientin mit hohem Übergewicht vor. Nach einer Magen-Bypass-Operation reduzierte sie ihr Körpergewicht um 70 kg. Anschließend wurden ihr Bauch und ihre Oberarme gestrafft. Sie hat überall abgenommen, aber nicht an den Beinen, an denen das Lipödem-Gewebe noch zu tasten war.
Es ist die Aufgabe der Ärzte und der Ernährungsberater die Lipödem-Patientinnen wieder an eine gesunde Ernährung heranzuführen.
→ Erfahren Sie mehr zur Wahl des richtigen Arztes bei Lipödem

Lipödem-Erkrankungen müssen frühzeitig erkannt werden
In dieser Zeit suchen die Patientinnen zusammen mit den Eltern ärztlichen Rat. Aus meiner und der Sicht meiner Kollegen, die auf das Gebiet der Lipödem-Erkrankung spezialisiert sind, ist eine Früherkennung der Erkrankung anzustreben. Insbesondere um den jungen Damen zu erklären, dass es nicht an Ihnen liegt, dass Sie sich nicht übermäßig ernähren oder zu wenig Sport treiben, wie von der Umwelt behauptet.
Vielmehr sollte den jungen Damen in Beisein der Eltern, die Lipödem-Erkrankung erklärt und mögliche Therapien besprochen werden.
Diäten und Sport helfen nicht, das Lipödemfett zu reduzieren
Um der Zunahme des Beinumfanges entgegen zu wirken, fangen viele junge Damen mit vermehrter Sportaktivität an. Da sich dadurch kein positiver Effekt auf das Lipödem einstellt, fangen sehr viele junge Damen Diäten an um das Lipödem im Zaum zu halten.
Bei vielen entsteht durch diese Versuche eine Frustration, somit versuchen die betroffenen Mädchen die Diäten oder sportlichen Tätigkeiten zu steigern. In extremen Fällen entwickeln die jungen Mädchen eine Essstörung, die leider von der Umgebung nicht wahrgenommen wird.
Es ist häufig der Zeitpunkt, an dem die Damen von einer Diät zur nächsten übergehen, immer mit der Zielführung das Lipödem einzudämmen.
Ernährung bei Lipödem - Verschiedene Ansätze
Die richtige Ernährung kann bei einer Lipödem-Erkrankung eine wichtige unterstützende Rolle spielen, um Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern. Es gibt jedoch nicht die eine Ernährungsweise, die für alle Betroffenen gleichermaßen optimal ist. Es gibt verschiedene Ernährungsansätze, die je nach individuellen Bedürfnissen und Präferenzen passend sein können.
Ein weiterer wichtiger Punkt liegt darin, die Gewichtsabnahme nicht zu radikal anzugehen, sondern eher auf eine langfristige Ernährungsumstellung zu setzen. So kommt es mit einer niedrigeren Wahrscheinlichkeit zu einem Jojo-Effekt.
Wichtig: achten Sie bitte auf Ihre Insulin-Ausschütung. Insulin ist der Booster für die Fettzellen.
So profitieren Sie von einer ausgewogenen Ernährung
Neben der Gewichtsabnahme hat eine gesunde Ernährung bei einer Lipödemerkrankung weitere positive Auswirkungen. Unter anderem werden mithilfe der antientzündlichen Ernährung entzündliche Prozesse im Körper reduziert. Außerdem wird der Lymphfluss unterstützt und die Darmgesundheit verbessert, was zu einem allgemeinen besseren Wohlbefinden führen kann. So können Folgeerkrankungen, wie Gelenkprobleme, vorgebeugt werden.
Ernährungsempfehlung nach Herrn Dr. Pape
Aus meiner Sicht ist die Ernährungsberatung nach Herrn Dr. Pape zu empfehlen, die als „Schlank im Schlaf“ betitelt wird. Es handelt sich nicht um eine reduzierende Diät bzw. Ernährung, sondern eher um eine Verhaltenstherapie, bei der auf eine gesunde Ernährung unter physiologischen Aspekten hingearbeitet wird. Alle Nahrungsmittel sind erlaubt, nichts ist verboten, jedoch sind einige Empfehlungen zu beachten.
- Sie sollten täglich drei Mahlzeiten zu sich nehmen
(Frühstück, Mittag- und Abendessen).
- Zwischen den Mahlzeiten vier bis fünf Stunden NICHTS Essen zur Vermeidung der Insulin-Ausschüttung, NICHTS Süßes zwischen den Mahlzeiten (egal ob Zucker oder Süßstoff). Kein Kaugummi oder Gummibärchen etc.
- Zum Frühstück nur Nahrungsmittel mit Kohlenhydraten
(Marmeladenbrot, Obst, Müsli etc.)
- Keine Nahrungsmittel tierischen Ursprungs (keine Milch, keine Eier, kein Käse, keine Salami, Schinken etc.)
4. Zum Mittagessen ist alles erlaubt, was schmeckt. In normalen Portionen!
- Kohlenhydrate (Nudeln, Kartoffeln, Reis)
- Tierische Produkte (Fleisch, Käse etc.)
- Wenn Süßes, dann gleich als Nachtisch.
5. Zum Abendessen sollte auf Kohlenhydrate verzichtet werden:
- keine Nudeln, Kartoffeln, Reis, Chips, keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Obst
- Zu empfehlen sind Nahrungsmittel ohne Kohlenhydrate wie z.B. Fleisch, Salat mit Hähnchen oder Thunfisch, Eier, Rührei, Omelett etc.
- Ein Gummibärchen oder Stück Obst am Abend, kann den ganzen Tageserfolg zunichte machen.
Natürlich sollte dies alles nicht dogmatisch betrachtet werden, man darf auch mal "sündigen". Es sollte dann den darauf folgenden Tag einfach wieder mehr auf die ausgewogene Ernährung geachtet werden.
Nähere Informationen entnehmen Sie aus den Büchern von Herrn Dr. Pape mit dem Titel „Schlank im Schlaf“.
(Dr. Reba ist nicht finanziell an den Empfehlungen für das Buch „Schlank im Schlaf“ beteiligt)
Kalorienrechner
Auf den Kalorienbedarf sollte dennoch geachtet werden, hier gibt es im Internet mehrere Webseiten, auf denen Sie Ihren Kalorienbedarf berechnen können:
Ketogene Ernährung
Die ketogene Ernährung ist eine sehr kohlenhydratarme und fettreiche Ernährungsweise, die den Körper in den Zustand der Ketose versetzt. Dabei nutzt der Körper Fette statt Kohlenhydrate als Hauptenergiequelle. Hierbei sind maximal 20-50 g Kohlenhydrate am Tag erlaubt. 70-80 % der Ernährung soll über Fette erfolgen, um die Ketose zu aktivieren. Eiweiß sollte etwa 15 % der Ernährung betragen.
Es ist wichtig, dass man nur bis zur Sättigung, nicht darüber hinaus isst, um die Verteilung der Grundnährstoffe (Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß) einzuhalten. Passende Gerichte können ein Avocado-Lachs Salat, Blumenkohlreis mit Hähnchen oder aber auch eine Omelette mit Käse, Spinat und Speck sein.
Empfohlene Lebensmittel
- Fettquellen: Avocados, Nüsse, Olivenöl, Butter, fetter Fisch, Kokosöl
- Proteinquellen: Fleisch, Fisch, Eier, Käse
- Gemüse (kohlenhydratarm): Blattgemüse, Zucchini, Brokkoli, Blumenkohl
- Milchprodukte: Käse, Sahne, griechischer Joghurt (in Maßen)
- Sonstiges: Nüsse, Samen, dunkle Schokolade (min. 85 % Kakao)
Diese Lebensmittel sollten Sie zum Großteil vermeiden
- Produkte, mit vielen Kohlenhydraten/ hochverarbeitete Produkte: Brot, Pasta, Reis, Kartoffeln, Zucker, süße Früchte, Hülsenfrüchte
Ergänzung: Aus ärztlicher Sicht ist jegliche einseitige Ernährung auf Dauer ungesund für ihren Körper.
Isoglykämische Ernährung
Die isoglykämische Ernährung zielt darauf ab, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und starke Schwankungen zu vermeiden. Dies geschieht durch eine gezielte Auswahl von niedrig-glykämischen Lebensmitteln, die den Blutzucker nur langsam ansteigen lassen und so Heißhunger sowie eine starke Ausschüttung von Insulin verhindern. Hierbei wird eine konstante Energieversorgung durch die Kombination von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen gesichert. Durch einen hohen Ballaststoffanteil wird für eine gute Sättigung gesorgt.
Auch hier sollte die Portionsgröße sättigen, nicht aber übersättigen.
Empfohlene Lebensmittel
- Komplexe Kohlenhydrate: Vollkornprodukte, Quinoa, Haferflocken, Hülsenfrüchte
- Hochwertige Proteine: Fisch, mageres Fleisch, Eier, Tofu, Joghurt
- Gesunde Fette: Nüsse, Olivenöl, Avocado, Chia-Samen
- Ballaststoffreiches Gemüse: Brokkoli, Spinat, Zucchini, Tomaten
- Früchte mit niedrigem glykämischen Index: Beeren, Äpfel, Birnen
Diese Lebensmittel sollten Sie zum Großteil vermeiden
- Hochverarbeitete und Entzündungsfördernde Produkte: Weißmehlprodukte, Zucker, stark verarbeitete Lebensmittel, Süßigkeiten, Limonaden
Intervallfasten
Das Intervallfasten ist eine effektive Methode, um Fett zu verbrennen und den Hormonhaushalt zu stabilisieren. In den Fastenphasen leert sich der Glykogenspeicher und der Körper greift auf Fettreserven zurück, um ausreichend Energie zu haben. Das Intervallfasten reduziert zudem Entzündungen im Körper und sorgt aufgrund des niedrigen Insulinspiegels für eine bessere Lymphzirkulation.
Empfohlene Lebensmittel:
Proteinreiche Lebensmittel mit gesunden Fetten, sowie Gemüse sind geeignete Lebensmittel zum Intervallfasten. Des Weiteren sind gute Kohlenhydrate aus Quinoa und Haferflocken, Omega 3 reiche Lebensmittel und Ballaststoffe essenziell für ein erfolgreiches Intervallfasten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Intervalle zu wählen. Häufig ist die 16:8 Methode für Anfänger empfohlen. Hier werden 16 Stunden gefastet und 8 Stunden gegessen. Für Fortgeschrittene kann auch die 18:6 oder 20:4 Methode angewendet werden.
Welche Vitamine sind bei Lipödem besonders wichtig?
- Vitamin B (B6 & B12) fördern den Stoffwechsel und unterstützen das Nervensystem. Vitamin B ist vor allem in Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten und Vollkornprodukten enthalten.
- Vitamin C fördert sie Kollagenbildung und unterstützt das Bindegewebe. Besonders durch Zitrusfrüchte, Paprika, Brokkoli und Beeren kann Vitamin C aufgenommen werden.
- Vitamin D, da dieses entzündungshemmend wirkt und das Immunsystem unterstützt. Vitamin D befindet sich vor allem in fettem Fisch, Eigelb oder dem Sonnenlicht.
- Vitamin E hat antioxidative Eigenschaften und hilft, Entzündungen zu bekämpfen. Vor allem Nüsse und Samen enthalten viel Vitamin E.
- Vitmain K2 unterstützt die Blutgefäße und kann dabei helfen, Wassereinlagerungen zu reduzieren. Vor allem durch fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kimchi, aber auch durch Eier, Butter und Fleisch enthalten Vitamin K2..
- Omega 3 Fettsäuren wirken stark entzündungshemmend und befinden sich in Fischöl, Leinsamen, Chiasamen oder auch Walnüssen.
- Magnesium unterstützt die Durchblutung und wirkt gegen Wassereinlagerungen. Mithilfe von grünem Blattgemüse, Vollkornprodukten und Nüssen kann Magnesium aufgenommen werden.
Sport und Abnehmen beim Lipödem
Je nachdem, ob eine Lipödemerkrankung mit einer Adipositas verbunden ist, ist eine Gewichtsabnahme ratsam, um Beschwerden zu lindern. Hierzu eignen sich sanfte Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren. Mithilfe von Sport oder Diäten kann das Lipödem jedoch nicht verringert werden, da es sich um eine krankhafte Fettverteilungsstörung handelt. Sport hilft jedoch, das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
→ Erfahren Sie mehr zu Lipödem und Sport
Bei starker seelischer Belastung empfehle ich das Aufsuchen eines Arztes, der auch bei seelischen Schmerzen helfen kann (z.B. Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder Facharzt für Psychiatrie).