Lipödem und die Ernährung bzw. Diäten

Kommt es bei Patientinnen z.B. durch Hormonumstellungen zu einem Lipödem-Schub, versuchen sie oft durch die Umstellung der Ernährung und Diäten ihr Gewicht zu reduzieren, um so dem Lipödem entgegen zu wirken. Leider ist das Lipödem resistent gegen Diäten. Bei dieser Erkrankung ist die Unterstützung eines Lipödem-Spezialisten nötig.

Lipödem in der Pubertät

In der Pubertät zeigt sich sehr häufig der Beginn der Lipödem-Erkrankung. Sie wird leider selten zu diesem Zeitpunkt erkannt.

Trotz schmalem Oberkörper zeigt sich bei den heranwachsenden jungen Frauen eine Zunahme des Beinumfanges. Da die Frauen häufig zu diesem Zeitpunkt auch die Verhütung mit der Pille beginnen, wird oftmals die Zunahme des Körperfettanteils als Nebenwirkung der Antibaby-Pille begründet.

Diäten und Sport helfen bei einem Lipödem nicht

Um der Zunahme des Beinumfanges entgegen zu wirken, fangen viele junge Damen mit vermehrter Sportaktivität an. Da sich dadurch kein positiver Effekt auf das Lipödem einstellt, fangen sehr viele junge Damen Diäten an um das Lipödem im Zaum zu halten.

Bei vielen entsteht durch diese Versuche eine Frustration, somit versuchen die betroffenen Mädchen die Diäten oder sportlichen Tätigkeiten zu steigern. In extremen Fällen entwickeln die jungen Mädchen eine Essstörung, die leider von der Umgebung nicht wahrgenommen wird.

Es ist häufig der Zeitpunkt, an dem die Damen von einer Diät zur nächsten übergehen, immer mit der Zielführung das Lipödem einzudämmen.

Lipödem-Erkrankungen müssen frühzeitig erkannt werden

In dieser Zeit suchen die Patientinnen zusammen mit den Eltern ärztlichen Rat. Häufig ist die Antwort der Ärzte leider: „Essen Sie weniger, machen Sie mehr Sport.“ Dies ist nach heutigen Kenntnissen nicht mehr zu akzeptieren.

Aus meiner und der Sicht meiner Kollegen, die auf das Gebiet der Lipödem-Erkrankung spezialisiert sind, ist eine Früherkennung der Erkrankung anzustreben. Insbesondere um den jungen Damen zu erklären, dass es nicht an Ihnen liegt, dass Sie sich nicht übermäßig ernähren oder zu wenig Sport treiben, wie von der Umwelt behauptet.

Vielmehr sollte den jungen Damen in Beisein der Eltern, die Lipödem-Erkrankung erklärt und mögliche Therapien besprochen werden.

Was sind die ersten Schritte für Lipödem-Patientinnen?

Die Erkrankung sollte durch einen Phlebologen, Angiologen oder Lymphologen und einen Lipödem-Chirurgen diagnostiziert werden. Es sollte zunächst konservativ mit Kompressionswäsche (Flachstrick) und manueller Lymphdrainage behandelt werden.

Ganz wichtiges Thema ist, dass die jungen Damen wieder lernen richtig zu essen. Nicht weniger, sondern ausgewogener. Wir wissen, dass das Lipödem gegenüber Diäten resistent ist.

In meiner Praxis stellte sich vor drei Jahren eine Patientin mit hohem Übergewicht vor. Nach einer Magen-Bypass-Operation reduzierte sie ihr Körpergewicht um 70 kg. Anschließend wurden ihr Bauch und ihre Oberarme gestrafft. Sie hat überall abgenommen, aber nicht an den Beinen, an denen das Lipödem-Gewebe noch zu tasten war.

Es ist die Aufgabe der Ärzte und der Ernährungsberater die Lipödem-Patientinnen wieder an eine gesunde Ernährung heranzuführen.

Eine gesunde Ernährung bei einer Lipödem-Erkrankung

Aus meiner Sicht ist die Ernährungsberatung nach Herrn Dr. Pape zu empfehlen, die als „Schlank im Schlaf“ betitelt wird. Es handelt sich nicht um eine reduzierende Diät bzw. Ernährung, sondern eher um eine Verhaltenstherapie, bei der auf eine gesunde Ernährung unter physiologischen Aspekten hingearbeitet wird. Alle Nahrungsmittel sind erlaubt, nichts ist verboten, jedoch sind einige Empfehlungen zu beachten.

Ernährungsempfehlung nach Herrn Dr. Pape, hier in Kurzform:

  1. Sie sollten täglich drei Mahlzeiten zu sich nehmen
    (Frühstück, Mittag- und Abendessen).
     
  2. Zwischen den Mahlzeiten vier bis fünf Stunden NICHTS Essen zur Vermeidung der Insulin-Ausschüttung, NICHTS Süßes zwischen den Mahlzeiten (egal ob Zucker oder  Süßstoff). Kein Kaugummi oder Gummibärchen etc.
     
  3. Zum Frühstück nur Nahrungsmittel mit Kohlenhydraten
    (Marmeladenbrot, Obst, Müsli etc.)
  • Keine Nahrungsmittel tierischen Ursprungs (keine Milch, keine Eier, kein Käse, keine Salami, Schinken etc.)

       4. Zum Mittagessen ist alles erlaubt, was schmeckt. In normalen Portionen!

  • Kohlenhydrate (Nudeln, Kartoffeln, Reis)
  • Tierische Produkte (Fleisch, Käse etc.)
  • Wenn Süßes, dann gleich als Nachtisch.

      5. Zum Abendessen sollte auf Kohlenhydrate verzichtet werden:

  • keine Nudeln, Kartoffeln, Reis, Chips, keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Obst
  • Zu empfehlen sind Nahrungsmittel ohne Kohlenhydrate wie z.B. Fleisch, Salat mit Hähnchen oder Thunfisch, Eier, Rührei, Omelett etc.
  • Ein Gummibärchen oder Stück Obst am Abend, kann den ganzen Tageserfolg zunichte machen.

Natürlich sollte dies alles nicht dogmatisch betrachtet werden, man darf auch mal sündigen. Es sollte dann den darauf folgenden Tag einfach wieder mehr auf die ausgewogene Ernährung geachtet werden.

Nähere Informationen entnehmen Sie aus den Büchern von Herrn Dr. Pape mit dem Titel „Schlank im Schlaf“.

(Dr. Reba ist nicht finanziell an den Empfehlungen für das Buch „Schlank im Schlaf“ beteiligt)

Auf den Kalorienbedarf sollte dennoch geachtet werden, hier gibt es im Internet mehrere Webseiten, auf denen Sie Ihren Kalorienbedarf berechnen können:

Einfacher Kalorienrechner mit Erweiterungen wie einer Kalorientabelle zu diversen Lebensmitteln

Bei starker seelischer Belastung empfehle ich das Aufsuchen eines Arztes, der auch bei seelischen Schmerzen helfen kann (z.B. Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder Facharzt für Psychiatrie).